Melanie Rennert
Emanzipatorische Bewegungspraxen zur (Selbst-)Ermächtigung und politischen Sensibilisierung
july 2024, 330 pages, paperback, size 225 x 155 mm
isbn 978-3-947729-87-6
series Das regionale Fachbuch
Feminismus, Frauenbewegungen und Kämpfe um Geschlechtergleichheit sind in Indonesien heute genauso kraftvoll und vielfältig, wie sie auch fragil und angreifbar sind. Politische Entwicklungen sowie kulturell geschaffene normative Ordnungsvorstellungen schaffen immer wieder neue Rahmenbedingungen und Konstellationen für Kämpfe feministischer Bewegungen. So auch in der indonesischen Punksubkultur. Wie in vielen anderen Ländern auch ist diese männlich dominiert. In ihr können Mädchen und Frauen kaum partizipieren. Qua ihres Geschlechts wird ihnen eine aktive Beteiligung nach individuellen Bedürfnissen nicht zugetraut oder sogar abgesprochen. Trotz und sogar wegen ihrer Minderheitenposition setzen sich einige Mädchen und Frauen im indonesischen Punk gegen die männliche Dominanz aktiv ein.
Am Beispiel des Subgenres DIY Punk zeigt Melanie Rennert, mit welchen Mitteln, Diskursen und Strategien sich Mädchen und Frauen dabei positionieren. Sie stellt dar, wie sich feministischer Aktivismus einen Raum in der politischen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit im indonesischen DIY Punk und weit darüber hinaus schafft. Mit dem Konzept von Gegenöffentlichkeit zeigt Melanie Rennert, wie sich Mädchen und Frauen in Indonesien mit feministischer Gesellschaftskritik medial und mit der Praxis einer präfigurativen Politik
selbst ermächtigen. Anhand von sozialen Medien, Grrrl-Zines, so genannten LadyFast-Veranstaltungen sowie Wohn- und Kulturprojekten können die Leser:innen dieses Buches den Aktivismus einer feministischen Bewegung in Indonesien als eine Gegenöffentlichkeit kennenlernen.
Dabei wird mit Hilfe der wissenschaftlichen Analyse von Ursachen und Ausprägungen der geschaffenen Gegenöffentlichkeiten im DIY Punk ein exemplarisches Bild für die konflikthafte Position der jungen Generation Indonesiens gezeichnet, die in einer postautoritären Gesellschaft ihre Bedürfnisse im Kontext aktueller (religiös-)konservativer bis hin zu fundamentalistisch orientierter gesellschaftlicher Erwartungshaltungen aushandeln muss.